deutsche dogmen eingedeutscht

Es gehört zu meinem in den letzten 39 Jahren aufwendig entwickelten Theorie-Schatz, dass die Straßenverkehrsordnung (StVO) im gesellschaftlichen Gefüge der Bundesrepublik eine ähnliche Stellung einnimmt wie die 10 Gebote während der spanischen Inquisition. Wenn in diesem Land überhaupt noch etwas heilig ist, dann die Dogmen der StVO. Würde nicht das ganze Land aus den Fugen geraten, wenn wir ihre Vorschriften anzweifeln würden? Was würden deutsche Ordnungskräfte tun, würde es nicht die unendlichen Anwendungen dieser heiligen Schrift geben? Was würde aus unseren Richtern und Anwälten? Schließlich ist man als motorisierter Verkehrsteilnehmer seit neuester Lesart schon schuldig, wenn man auch nur den Motor startet. Was würden unsere Politiker im Sommerloch tun, könnten sie nicht hin und wieder eine kreative Erweiterung der StVO wie das Rauchverbot am Steuer in die News schleusen? Und sind nicht die Abermillionen Verkehrszeichen in diesem Land allenfalls mit den Kreuzen am Wegesrand vergleichbar, mit denen in früheren Epochen an die Allgegenwart des Herrn erinnert wurde?

Kein geringerer als Wolf Schneider, der vor allem unter Henri-Nannen-Schülern umstrittenste Sprach-Papst unserer Gefilde, hat jetzt den Versuch unternommen, die Einzigartigkeit und solitäre Ästhetik des schriftlich niedergelegten Glaubensbekenntnisses in schnödes Alltagsdeutsch zu übersetzen. Pfui, sagen wir da!

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