Die große Waterkantville-Wahlempfehlung
Lange Zeit habe ich ja mit dem Gedanken geliebäugelt, diesmal nicht zur Wahl zu gehen. Die Alternativen sind einfach zu wenig sexy. Jetzt, wo alles so knapp ausgehen wird, und unter dem Druck der ständigen Berichterstattung und Wahlkämpferei, werde ich am Sonntag wohl doch meine beiden Stimmen wieder abgeben. Aber wem? Hier kommt die offizielle Wahlempfehlung von Waterkantville.
Vorher jedoch ein kurzes Für und Wider.
CDU/CSU Pro: Eigentlich nichts. Der einzige erkennbare Vorteil scheint mir zu sein, dass Stoiber den Gewerkschaften nicht das Feld der Wirtschaftspolitik überlassen würde, jedenfalls nicht ganz. Contra: Eigentlich alles: Vor allem die rückständige Gesellschaftspolitik schreckt ab.
SPD Pro: Im Verein mit den Grünen hat die bisherige Regierung immerhin einige gesellschaftspolitische Reformen auf den Weg gebracht und den Ausstieg aus der Atomenergie durchgesetzt. Contra: Eine schlechtere Wirtschaftspolitik ist nur noch von der PDS zu erwarten. Das Grundübel der Sozialdemokratie, den Staat für die bessere Alternative zu halten, wird leider immer noch fortgeschrieben.
Die Grünen Pro: Sie haben es in den letzten vier Jahren geschafft, in der politischen Wirklichkeit anzukommen. Sie können unliebsame Entscheidungen gegen sich selbst treffen, wenn es nötig ist. Das kann die SPD beispielsweise nicht. Das Personal ist größtenteils gut, und mit dem Außenminister kann Deutschland - denke ich - mehr als gut leben. Contra: Die Liberalität der gesellschaftspolitischen Ziele überträgt sich nicht auf die - sowieso schwach ausgebildeten - wirtschaftspolitischen Vorstellungen.
FDP Pro: Als einzige Partei steht die FDP für die Forderung nach weniger Staat. In wirtschaftspolitischer Hinsicht vertreten sie die vernünftigsten Überzeugungen. Contra: Das Personal ist wirklich unter aller Sau. Lange Zeit war zu vermuten, dass die FDP eine ernsthafte Größe in einer hochindividualisierten und selbstverantwortlichen Gesellschaft würde. Seit den Ausfällen von Möllemann ist damit Schluss.
PDS Pro: Contra: In allen Belangen jenseits jeglicher Diskussionswürdigkeit.
Also, was wählen wir nun?
Die perfekte Partei gibt es nicht. Die wenigen wirklich notwendigen Maßnahmen wird keine Regierungskoalition durchsetzen können: Eine echte Steuerreform, einen Abbau bürokratischer Regulierung, die Ersetzung einiger sozialstaatlicher Leistungen durch niedrigere Abgaben-Belastung oder die gründliche Reform des gesamten Bildungsbereiches. Gerade einer Regierung Stoiber ist gar nichts zuzutrauen, dafür sitzt der Mief der Kohl-Jahre noch zu tief in den Kleidern der Union.
Waterkantville sagt deshalb: Die Zeit ist noch nicht reif für einen Wechsel. Rot-Grün muss leider bleiben.