was man von richard rorty lernen kann
Sloterdijk: Ich fände es eher problematisch, wenn ein Philosoph sich mit dem Autor seiner Schriften verwechselt. Sobald Philosophen versuchen, Autoritäten zu werden, verwandeln sie sich in das, was sie im 20. Jahrhundert nur allzu gern gewesen sind, nämlich Weltanschauungsliteraten. Als Ideologen und Führer in der Krise geben sie schädliche Emissionen an die Gesellschaft ab und produzieren trügerische Gewissheiten, mit denen sich die Menschen naiv und oft auch gewalttätig identifiziert haben. Wenn es einen philosophischen Lernprozess der letzten Jahrhunderthälfte gegeben hat, dann am ehesten wohl den, dass man mit dieser Art von Weltanschauungsemission nach Möglichkeit Schluss machen sollte.