kündigungslust
Ich verfalle gerade ich einen Kündigungsrausch. Vor ein paar Tagen meine Kfz-Versicherung gecancelt, heute einen Mobilfunkvertrag. Wollte zur Vertragsverlängerung eines dieser neuen VideoFotoDownloadWhateverMore-Handys (fast) geschenkt bekommen, aber die haben mir nur so Kinderkacke angeboten. Angerufen. "Ja dann machen Sie wahrscheinlich wenig Umsatz." Ja und? Wollen Sie mich loswerden? Geschafft. Sie sehen mich nie wieder. Und sowas nennt sich auch noch "Kundenbindung".
Zeugen zeichnen Phantombild
Die Polizei in Bochum fahndet nach diesem Brandstifter!
Mittelmaß
Es ist schon ein wenig deprimierend, dass meine Generation der etwa 40-Jährigen dann, wenn sie es benötigen wird, um die wesentlichen Errungenschaften des Sozialstaates betrogen sein wird, weil mindestens zwei Generationen von Politikern nicht in der Lage waren, Erkenntnisse in Entscheidungen umzusetzen.
Als wirklich fatal erscheint mir allerdings, dass meine Generation der jetzt 40-Jährigen in allen Bereichen hinter ihren eigentlichen Potenzialen zurückgeblieben ist. Wir haben es nicht geschafft, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Wir haben die Chancen, die sich uns zweifelsohne geboten haben, den Anpassern und den Abzockern überlassen. Wir haben nichts Eigenständiges auf die Beine gestellt. Unser wichtigster Beitrag zum zivilgesellschaftlichen Widerstand war die Nichtteilnahme an Lichterketten. Unser wichtigster Beitrag zur Politik war, die deutsche Einheit zum Kotzen zu finden und sofort zu verdrängen. Unser wichtigster Beitrag zur Kultur war, die Fantastischen Vier scheiße zu finden. Unser wichtigster Beitrag zur populären Kultur war Boris Becker. Unser wichtigster Beitrag zur Ökonomie war, zu den drei Leuten zu gehören, die nicht von Venture Capitalists mit ein paar Millionen zugeschissen wurden. Und jetzt stehen wir vor den Trümmern unseres Lebenskonzeptes, und die Chancen, noch etwas daran zu ändern, schwinden mit jedem Tag, den wir uns in unserem eigenen Mittelmaß so sauwohl fühlen.
Konsum, Liebe, Kinder
„All das fällt weg, sobald Kinder da sind, das bringt den Terminplan ganz schön durcheinander“, sagt im Interview mit Illouz eine Hausfrau aus der Arbeiterklasse. Sie meint alle Kulturpraktiken der Liebe: das Ausgehen, das Kino, das Einkaufen, das Schönsein. Der ganze Konsum der Romantik fällt weg. Auch weil das Geld fehlt, was Illouz kaum sagt.
Wer liebt, also arbeiten muss, also sich bilden, also schön sein und klug, also konsumieren und kommunizieren, der kann sich gleichzeitig die andere Freiheit kaum leisten: die Freiheit, Frühstück zu machen und sich dem zuzuwenden, was herumliegt und eingesammelt werden könnte.
Die Zeit über Eva Illouz: Der Konsum der Romantik. Liebe und die kulturellen Widersprüche des Kapitalismus, Frankfurt a. M./New York 2003; 297 S., 24,90.