tatort rorup

Rorup bei Dülmen, dort, wo jetzt Jürgen Drews eine zweite Karriere als Dokusoapstar gestartet hat, müssen Sie sich etwa so vorstellen: Münster ist Provinz. Dülmen ist die Provinz von Münster. Und Rorup ist die Provinz von Dülmen. Rorup liegt also so weit ab vom Schuss, dass man nicht einfach dort vorbei fährt, aus Zufall, Langeweile oder weil man ein Cabrio besitzt. Rorup muss man schon bewusst ansteuern, um es nach ein paar unfreiwilligen Schleifen durch das wundervolle Münsterland dann tatsächlich zu finden.

Aber Rorup steuert man nicht an. Die einzigen, die Rorup freiwillig ansteuern, sind Kindergruppen aus dem Ruhrgebiet. Kinder, deren Eltern sich keinen vernünftigen Urlaub leisten können. Zum Beispiel, weil sie seit Generationen von der Stütze leben. Was in manchen Zonen des Ruhrgebietes durchaus nichts Anstößiges ist. Vielmehr ein Stück gelebte Normalität. Nun denn, die armen Kinder aus Wanne-Eickel, Gelsenkirchen oder Bottrop werden dorthin verfrachtet, damit sie wenigstens einmal im Leben sehen dürfen, wie eine echte Kuh aussieht.

Auch ich habe das mitgemacht.

Ich war 13, 14 oder so, und irgendwie hatten es meine atheistischen Eltern geschafft, ihren atheistischen Sohn in den Konfirmanden-Unterricht zu scheuchen. Warum auch immer. Jedenfalls sind wir dann für ein paar Tage nach Rorup kutschiert worden. An meiner atheistischen Grundeinstellung hat das zwar nichts geändert, aber immerhin durfte ich in Rorup zum ersten Mal einem weiblichen Wesen unter die Bluse fassen. Deshalb hat Rorup, trotz all seiner mangelnden Qualitäten, einen festen Platz in meiner Biografie.

Lang lebe Rorup.