Der arme Herr Müller
Wenn es einer großen Fabrik ganz, ganz schlecht geht, dann kommt der Bundeskanzler vorbei, und macht alles wieder gut. Manchmal kommt der Bundeskanzler auch nicht, und schickt dann den Herrn Müller in die Tagesschau. Der Herr Müller, das ist der Bundeswirtschaftsminister. Der Herr Müller ist ja von Haus aus gar kein Politiker, sondern kommt aus der Wirtschaft am Rhein, von einer dieser Fabriken, die immer den Namen wechseln, damit sich niemand an die vielen bösen Sachen erinnert, die man als Fabrik am Rhein so macht. Also der Herr Müller, der hat einen ganz duften Job. Der verdient nämlich ganz viel Geld und hat eigentlich den ganzen Tag nichts zu tun. Deshalb durfte der Bundeskanzler auch einen Mann aus der Fabrik für diesen duften Job holen. Den Job wollte nämlich keiner haben. Das mit dem Bundeswirtschaftsminister, das müsst ihr euch ungefähr so vorstellen: Guten Tag, das ist der Herr Müller. Der Herr Müller ist unser Wirtschaftsminister, aber zu sagen hat er eigentlich nichts. Denn alles, was mit Arbeit zu tun hat, dafür ist der Bundesarbeitsminister zuständig. Über alles, was mit Geld zu tun hat, entscheidet der Bundesfinanzminister. Forschung und Entwicklung, das macht der Bundesforschungsminister. Die Regeln für die vielen, vielen Milliarden für die vielen alten Fabriken werden auf europäischer Ebene gemacht. Die vielen, vielen Milliarden für die ganz alten Fabriken, die nicht in Brüssel verteilt werden, die bleiben besser so wie sie sind, denn sonst gibt es viel Ärger für den Herrn Müller. Überhaupt werden die ganzen Fabriken in Deutschland von den Bundesländern und den Kommunen gefördert, und deshalb sollte der Herr Müller auch da nicht hineinreden, denn sonst bekommt der Herr Müller schon wieder ganz viel Ärger. Also weil das mit dem Herrn Müller so ist, guckt der Herr Müller immer ganz, ganz traurig in die Kameras. Und dann hat der Herr Müller mal die Chance, eine ganze Fabrik zu retten, mit ganz, ganz viel Steuergeld, und dann guckt der Herr Müller immer noch ganz traurig in die Kameras. Denn der Herr Müller weiß nach vier Jahren in der Politik, dass er vom Bundeskanzler nur deshalb vorgeschickt wurde, damit es nicht mit dem Bundeskanzler in Verbindung gebracht werden soll, wenn die Fabrik nach der Wahl dann trotzdem totgeht. Dann ist nämlich der Herr Müller in Schuld, und nicht der Kanzler. So, und beim nächsten Mal zeigen wir euch, wie aus einer einzigen Stimme eine neue Regierung wird. Bis dann ...
F(arce)TD
Es sieht so aus, als hätte sich die Financial Times Deutschland mit ihrer Wahlempfehlung ins eigene Knie geschossen. Zum einen herrschte innerhalb der Redaktion alles andere als Einigkeit über die CDU/CSU-Präferenz, zum anderen wird bereits jetzt darüber spekuliert, dass die Chefredaktion die von den Redakteuren durchgedrückte Empfehlung zurücknehmen will , weil sie selbst eher für die FDP gevotet hätte. Und wie der Spiegel meldet, soll es bereits in der Ausgabe vom Dienstag ein Sondervotum der Politik-Redaktion geben.
Angesichts dieser Ratlosigkeit empfehlen wir die im Artikel unten angedeutete Vorgehensweise, bei man sich gar nicht erst mit den zahllosen Sachargumenten für oder gegen eine Partei auseinandersetzen muss.