das antlitz des herrn
Immer wenn ich so eine Geschichte lese -- eine durchaus lesenswerte Geschichte übrigens --, muss ich an die vielen, vielen Reliquien denken, die in deutschen Kirchen und Klöstern bis heute aufbewahrt und verehrt werden, und die irgendwie ein Sackhaar oder einen Mittelfinger oder die Vorhaut usw. des Herrn Jesus sein sollen. Das war ja ein wichtiger kultureller und ökonomischer Faktor damals im Mittelalter, als im Verlauf der Kreuzzüge tonnenweise abgeschnittene Fingernägel und ausgerissene Barthaare all derer verhökert wurden, die irgendwo in einem Nebensatz der Bibel erwähnt sind.
Aber jetzt gehen wir dieser Geschichte da mal nach. Also, der arme Herr Jesus, auf dem Weg nach Golgata, schwitzend, bekommt von Veronika ein Tuch gereicht, mit dem er sich das Gesicht abwischt. Abwischt wohlgemerkt, nicht abtupft. Sehen wir mal großzügig darüber hinweg, dass es ausgerechnet ein Tuch aus dem wertvollsten damals bekannten Stoff ist. Nehmen wir einfach nur an, der Kerl hat sich tatsächlich das Gesicht damit abgewischt. Was passiert dann? Wollen Sie mir wirklich weismachen, dass sich da plötzlich das Gesicht des Typen eingraviert hat? Und zwar so, dass das auch noch über 2000 Jahre später im Detail zu sehen ist? Nicht wirklich, oder? Das müsste jetzt echt ein Wunder sein. Genauso übrigens, wie bei dem Turiner Grabtuch. Ich würde sagen, die Typen da in der Kirche haben allen Grund, ihre Reliquie von niemandem untersuchen zu lassen.
tiefflieger
Das etwas mulmige Gefühl, wenn plötzlich vier sehr langsame Flugzeuge in Formation auf dich zukommen und nur zwanzig oder dreißig Meter über deinem Kopf hinweg dröhnen. Da stehst du dann und schaust zu, wie sie eine Runde über der Bucht drehen und anschließend alle nacheinander übers Wasser schlittern, ihren Bauch mit Wasser vollsaugen und über den Hügeln verschwinden. Fünfzehn Minuten später das gleiche Spiel, diesmal ohne Ehrenrunde. Und dann wieder und wieder, den ganzen Tag. Waldbrand.
Nahe Marseille, September 2004
Dordogne, August 2004
ein großes buch
Endlich angekommen: Die deutsche Erstausgabe (!) von Humboldts "Ansichten der Kordilleren ...". Monumental und erstklassig gemacht von der Anderen Bibliothek, die 70 Euro definitiv wert - schon wegen des haptischen Faktors. Der Text (Großdruck) würde auf schätzungsweise 50 Taschenbuchseiten passen, aber die zugehörigen Abbildungen (viele zum Ausklappen) würden in kleinerem Buchformat ihre Wirkung verlieren. Wunderschönes Buch, echt.
rip&burn
Schon wieder die iPod-Generation:
Already given a fright when CD players with skip buttons were introduced, the dreaded album filler is now set to face a new challenge - a magazine that not only reviews albums but also tells readers which tracks are worth downloading so they don't need to buy the entire album. (...) The magazine's editor Tom Dunmore is convinced the 16 to 30-year-old "iPod generation" will push the "stagnant" album market into irretrievable decline while reinvigorating the single track market, albeit through MP3 files rather than CDs.
MediaGuardian (reg.) und bei intern.de
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